Ausgebrannt

Die Burnout-Fallen im Alltag

Es trifft Manager ebenso wie Flugbegleiter, Lehrer oder Krankenpfleger: ausgebrannt sein, völlige Kraftlosigkeit, Erschöpfung bis an die Grenze des Nervenzusammenbruchs. Das so genannte Burnout-Syndrom ist eine Erkrankung unserer modernen, schnelllebigen Zeit, die die Menschen vollkommen auslaugt. Burnout ist ein schillernder, schwer fassbarer Begriff. Chronische Müdigkeit, Energiemangel, psychosomatische Reaktionen - mehr als 130 verschiedene Anzeichen gibt es für das Phänomen. Doch keines alleine reicht für eine Diagnose. Meist erkennt man die Burnout-Symptome zu spät, denn das Ausbrennen ist ein langsamer, schleichender Prozess. Wenn man es selbst nicht schafft, Dampf abzulassen, sucht sich irgendwann der Körper ein Ventil. Der Körper erkrankt, weil die Seele nicht mehr mitspielt. Meist geraten Personen, die beruflich mit Menschen zu tun haben, in die Spirale des Ausbrennens. Der Preis für die vermeintliche Unentbehrlichkeit ist hoch: Der entstehende Stress geht zu Lasten der eigenen Gesundheit – teilweise bis zur totalen Selbstaufgabe und Erschöpfung.

Stress im Körper

Wenn jemand permanent unter starkem Stress steht, bleiben die Stresshormone - dazu gehören zum Beispiel Adrenalin, Noradrenalin und Cortison - auf einem unnatürlich hohen Niveau. Dadurch werden alle Stressreize sensibler wahrgenommen und im Körper verstärkt umgesetzt. Meistens äußert sich das in körperlichen Beschwerden, zum Beispiel als Magen-Darm-Probleme wie Verstopfungen, Blähungen oder Sodbrennen. Das Atemsystem kann mit Luftnot und Beschwerden beim Atemvorgang, das Herz-Kreislauf-System mit Bluthochdruck, Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen reagieren. Es gibt auch Patienten, die in der Vergangenheit einen Hörsturz hatten und dann ein Ohrgeräusch, den so genannten Tinnitus, entwickelt haben. Auch dieses Leiden kann durch Stressabbau wieder gelindert werden.

Drei- Phasen-Verlauf

Burnout verläuft in drei Phasen. Voraus geht in der Regel eine Zeit der Überaktivität, in der viel mehr gearbeitet wird als man von der betreffenden Person erwartet. Meist beschäftigt man sich Tag und Nacht mit beruflichen Dingen, am Wochenende und zum Teil sogar in den Ferien. Die vollständige Identifikation mit der Arbeit führt zwangsläufig in eine Phase der Erschöpfung. Das Kritische daran ist, dass man sich nicht mehr regenerieren kann und immer auf einem extrem hohen Stressniveau lebt. In der zweiten Phase der Entpersonalisierung und Kontaktvermeidung stumpft man immer mehr ab und vermeidet Kontakte mit Arbeitskollegen, schließlich auch mit Freunden oder dem Partner. Somit können zusätzlich belastende Beziehungsprobleme und Vereinsamung die Überforderungssituation verschärfen. Die dritte Phase ist von der Leistungseinschränkung geprägt: Durch zunehmend schlechtes Selbstbewusstsein und Kontaktverlust bekommt man immer weniger Erfolgsmeldungen. Kunden, Patienten oder Mitarbeiter werden durch die wachsende pessimistische Haltung und durch den Negativismus des Betroffenen zu unpersönlichen Objekten degradiert („…die Gallensteine von Zimmer 17“) sowie deren Anliegen immer weniger ernst genommen und verallgemeinert („…ist doch immer das Gleiche…“). Ironie, Sarkasmus und Zynismus sind vorherrschende Grundstimmungen. Am Ende dieser Phase stehen Resignation, Kündigung, Selbstaufgabe bis zur existenziellen Gefährdung – nicht selten sogar die Selbsttötung.

Auswege

Nur wer brennt, brennt aus. Burnout-Patienten fühlen sich oft wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt. Auf der einen Seite das hohe Engagement und auf der anderen Seite lodert die Angst, zu versagen und den eigenen hohen Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Daher gilt es, sich regelmäßig selbst Auszeiten zu setzen und seine berufliche Motivation zu überprüfen. Menschen, die in eine Burnout-Situation geraten, sind oft in der Kindheit sehr leistungsbewusst aufgewachsen. Wertschätzung über Leistung zu holen, wird im Beruf fortgesetzt. Daher ist es besonders wichtig, private soziale Kontakte zu pflegen und als Ausgleich zu den hohen Anforderungen immer wieder bewusst zu entspannen. Gezielte Entspannungstechniken, sportliche Betätigung ohne Leistungsanspruch sowie gesunde, ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf helfen, den Körper vom hohen Stresspotenzial zu befreien. Auch die bewusste Gestaltung der Auszeiten (Feierabend, Wochenende und Urlaub) kann Kraftreserven mobilisieren und somit dem Ausbrennen vorbeugen.

Wer schon in der ersten Phase des Burnout steckt, sollte sich rechtzeitig Hilfe organisieren. Regelmäßige Massagen, Entspannungsangebote und Kurzurlaube mit Wellness-Charakter können wieder neue Kraftreserven aktivieren. (In den nächsten beide Ausgaben werden verschiedene Entspannungstechniken vorgestellt.). Coachings und Therapieangebote helfen, die eigene Situation zu reflektieren und Auswege zu finden, wenn man sich nicht mehr selbst zu helfen weiß. Auch in der Naturheilkunde, der Chinesischen Medizin beispielsweise, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sowohl dem psychischen als auch dem physischen Erschöpfungszustand entgegenzuwirken. Auch längere Auszeiten (Sabatticals) helfen oft, genügend Abstand zum Beruf zu finden. Viele Unternehmen bieten diese unbezahlten Urlaube an.

Wichtig ist vor allem, Signale von Außen wahrzunehmen, was den meisten Betroffenen nur schwer gelingt. Daher sind Arbeitskollegen, Freunde und die Familie gefordert, erste Anzeichen möglichst schnell dem Betroffenen mitzuteilen und Hilfestellung zu geben, indem sie aktiv auf ihn zugehen und dessen beginnenden Rückzug dadurch vielleicht verhindern.

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